Mesdames Skulpturen / Michael Waldbauer

Vernissage: Sonntag, den 3. Juli 2011, 11.00 Uhr
Ansprache: Gyjho Frank

Anlässlich der Jubiläums-Matinee zum 30jährigen Bestehen der Galerie Altes Rathaus Musberg präsentiert der Kulturkreis Leinfelden-Echterdingen  e.V. mit „Mesdames“ die erste Einzelausstellung des Stuttgarter Künstlers Michael Waldbauer.

Mesdames Skulpturen / Michael Waldbauer, Stuttgart

„Die künstlerische Skulptur ist eine Form, mich auszudrücken. Sie erklärt sich selbst, oder sie erklärt nichts. Ich arbeite aus dem Unterbewußten auf verschiedenen Ebenen. Zum einen möchte ich eine ästhetische Plastik schaffen, zum anderen senden diese Objekte auf den unsichtbaren geistigen Ebenen eine Botschaft, die durchaus geheimnisvoll ist. Was die Exponate wollen und sollen, kann ich nicht enträtseln und überlasse es dem Betrachter, bei ihm Vorstellungen, Gefühle und Assoziationen auszulösen.“ Michael Waldbauer

Sich als Künstler zu verstehen und zu definieren ist für den promovierten Ingenieur eine Entwicklung, die er nicht beeinflussen kann. Bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit befasste er sich in der Vergangenheit mit Fragestellungen der Abfallwirtschaft, mit Stoffen, die vergänglich und zum Teil sehr kurzlebig sind aber auch als wieder verwertbare Ressourcen dauerhaft im Lebenskreislauf sind. Im übertragenen Sinne sind es die gleichen Themen – Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit, Bedeutung, Ästhetik und Wertschätzung des Menschseins –, die ihn als Künstler bewegen. Sie sind eine stetige Herausforderung an seine Experimentierfreude und Ausdruckskraft. Und so entstanden eines Tages Skulpturen aus Draht und Gips, mit bronzierter Oberfläche. Mesdames. Sie haben, nicht sichtbar, im Herzen einen metallenen Schlüssel. Im Sockel steckt ein rostiger, lange verloren gegangener Nagel von Bergschuhen, aufgespürt auf einer einsamen Wanderung. Die erste Skulptur schuf er im Jahr 1997, etwa zehn Jahre später eine große Gruppe von mehr als zehn Frauen. Auffallend in ihrer aufrechten Haltung wirken sie weise, den irdischen Banalitäten entwachsen, geheime Botschaften mit sich führend. In Vorbereitung auf seine Eröffnungsrede assoziierte Gyjho Frank Verbindungen mit den „Schattenfrauen“ der Etrusker.

Einen zweiten Bereich der Exponate nennt Michael Waldbauer „Nichtfrauen“ oder „Exhumierung“. Es sind neue Objekte, kreiert aus Fundstücken, teilweise sogar ausgegraben aus alten  Mülldeponien (Kunstbruch). Sie waren fünfzig Jahre „begraben“ und zeigen sich nun mit ihren zerbrochenen Formen, verwitterten Oberflächen, zerrissenen Strukturen und verblichener Farbigkeit in einer anrührend verletzlichen Präsenz.

Die vom Künstler behandelten Themen sind sehr aktuell und brisant zugleich. Diese für ein Jubiläum auszuwählen, ist für die Mitglieder des Kulturkreises Leinfelden-Echterdingen eine bewusst getroffene Entscheidung. Die Ausstellung „Mesdames“ wird dem Wunsch nach ästhetischen Exponaten im Alten Rathaus Musberg mehr als gerecht und es gelingt einmal mehr, die Galerie als Plattform für junge, vielversprechende und noch unbekannte Künstler zu etablieren. Ganz im Sinne der Vereinsgründer, die vor 30 Jahren die Statuten dieses Kulturkreises in Leinfelden-Echterdingen ins Leben riefen.

Die Galerie ist samstags von 16.00 bis 18.00 Uhr, sonntags von 11.00 bis 13.00 Uhr und nach Absprache geöffnet.